Jazzland Blues
Karl im April 2006

Karl Schober 30.3.1928 – 23.4.2021

Redemanuskript
Dialog mit einer Urne – Karl Schober 17.5.2021 11:30
(Feuerhalle Simmering)
(wenn lesen zu mühsam – vielleicht funktioniert der Link auf das Video:
Dialog mit einer Urne 17. Mai 2021
Vorsicht: ab Minute 27! – Da spiele ich Klarinette 🙂
Danke an Franzi Luttenberger für die Vorbereitung und Begleitung, Siegi Dietrich und Thomas Scherrer für die musikalische Stütze)

Ursprünglich wollte ich beginnen mit „Ist nicht wichtig aber …“ aber das hab‘ ich dann verworfen, weil wohl einige die Dich in den letzten Jahren kannten nach dem Satz zusammenzucken würden. Weil nach dem „Ist nicht wichtig aber …“, das zumeist schon an der Tür beim verabschieden von Dir ausgesprochen wurde noch zahlreiche Nach- und Schachtelsätze kamen, nach denen Du oft selbst nicht mehr wusstest, was „nicht so wichtig“ gewesen war, dass dann aber eh wohl nicht so wichtig gewesen sein konnte. – Das war jetzt auch fast so ein Satz 😊.

Aber wenn es kam, dann war es etwas, was Du in den paar Stunden davor nicht angesprochen hattest und es war dann auch manchmal doch so wichtig, dass ich meine Jacke wieder auszog und mich der unwichtigen Sache annahm. Aber zumeist war es das nicht. War es Buying Time? Nein glaub ich nicht, denn Ulli und ich können uns an unsere Kindheit erinnern, als Du – wahrscheinlich einer der ersten Menschen mit Gleitzeit – an schulfreien Tagen in Hut und Mantel und der Tasche in der Hand am Fussende des Bettes von Rosi gestanden bist und sehr lange geredet und geredet hast. Keine Ahnung worüber – nur die Dauer ist Ulli und mir in Erinnerung geblieben. Und ich glaube auch die Anspannung von IHR – unserer Mutter – Rosi – DEINER Frau!
Das war auch eine Eigenheit die Du auch nach IHREM Tod nicht abgelegt hast. „SIE hat“ – nicht „Rosi hat“ – aber es war nicht beschränkt auf Rosi – generell hast Du nur sehr selten die Namen von Menschen verwendet. Im Zündwerk erzähltest Du von „dem Amerikaner, der da in dieser Siedlung da fast schon in Gänserndorf wohnt“

In den letzten Jahren war es oft gleich bei der Ankunft. Ich kam bei der Tür herein und Du hast – gruß- und ansatzlos so zumindest meine Erinnerung – einen Redeschwall begonnen, bei dem mir schwindlig wurde. Unterbrechen? War sehr schwierig, weil der Punkt, bei dem ich hätte, ohne ins Wort zu fallen einhaken können, noch nicht erkennbar war. Also ähnlich wie ich es jetzt bei euch liebe Trauergäste mache 😉. Ich glaube einmal hast Du es ohne auch nur irgendeine Wortmeldung meinerseits geschafft beim dritten Reich, den Sozialisten und dann mit Tränen in den Augen dem zu früh verstorbenen Mozart zu enden. Sein „Dissonanzenquartett“ (KV 465) habe ich mir erlaubt als heutiges Präludium abzuspielen. Mit einem Augenzwinkern bezugnehmen auf unsere spezielle „Harmonie“ 😉! Vater Sohn halt!

Oft hatte ich meine Kamera mit im Rucksack und den festen Vorsatz eines Zeitzeugeninterviews mit Dir im Kopf und habe es nicht geschafft es überhaupt anzusprechen – geschweige denn die Kamera auszupacken. Somit bleiben es die bruchstückhaften Erinnerungen an bruchstückhafte Erzählungen, die ich jetzt versuche, hier festzuhalten. DIE Rede ist schon eine gekürzte Fassung, sonst schiebt uns entweder das nächste Begräbnis hinaus ODER wir zahlen für den Rest des Tages auf – naja – „ist nicht so wichtig …“

1928 – Es war das Ende der Roaring 20ties. Manche sagen, die Exzesse damals waren eine Folge der Spanischen Grippe. Der Cherokee Indianer Doc Cheatham spielte in diesem Jahr im Eisernen Mann im Wiener Prater Trompete. Zum Börsencrash 1929 warst du eineinhalb Jahre alt. Deine Mutter und ihre Schwestern hatten dich als Baby im Sommer in der prallen Sonne vergessen. Du seist eine einzige, in Tücher gewickelte Sonnenbrandblase gewesen und hast „nur durch ein Wunder überlebt“. Irgendwann in den letzten Jahren haben wir in einem harmonischen Gespräch analysiert – ich glaube Du hast es sogar selbst formuliert: Die drei Schwestern – deine Mutter war mit knapp über 20 die älteste, haben dich mit dieser Schuld großgezogen. Der Buzi-Karli warst Du! Dein Opa war der Koarl und dein 2 Jahre älterer Onkel der Karli. Der Buzi-Karli wurde verhätschelt von drei Müttern und keinem Vater. Den hast Du selbst nie kennen gelernt. Wenn der Buzi was wollte ist schon eine von den drei Müttern – Minna, Gretl oder Elli – gehüpft!

Als Rosi (also SIE!) zur Welt kam am 1.9.1939, warst Du bereits 11 Jahre alt. Mit 16 oder 17 hat man dich bei der FLAK eingesetzt – die Türme stehen heute noch in Wien. Auf welchem du warst hast Du mir nie erzählt – war wohl noch weniger wichtig als „nicht so wichtig“ – oder wurde da was verdrängt?
Bemerkenswert ist sicher: Die Minna, Deine Mutter und ihre beiden kinderlosen Schwestern haben es Dir ermöglicht in den 1940ern eine HTL zu besuchen.
Die russische Besatzung in Strasshof hast du als junger Mann miterlebt – Ich erinnere mich an die Erzählung von dem „Leichenumschlichten“ am Gutshof. Russen hätten dich aufgehalten und dazu „verpflichtet“. Viel älter als 17 kannst Du da nicht gewesen sein. Die Familie Gerstner ging in der Zeit zu Fuss über zerbombte Brücken von Hernals nach Strasshof und wieder zurück. Öffentlichen Verkehr gab es nicht.
Irgendwann waren Russen im Garten „zu besuch“. Eine deutsche Armeepistole wurde vorsichtshalber irgendwo versteckt. Ein „schönes“ Gewehr vom Koarl zersägt und in den Brunnen geworfen. Den hungrigen Russen wurde der gebraten Hund serviert – die Katze soll das gerochen und verweigert haben das Hundefleisch zu fressen. So ganz sicher waren Ulli und ich uns nicht, ob das Deine oder die Geschichten deiner Mutter waren, die sich da überliefert haben.

1949 nach der HTL Schellinggasse hast Du bei Alfa Laval begonnen – es soll mit „Vitamin-B“ von Richard einem Schulfreund zu tun gehabt haben. – ich wollte ihn nachher noch Fragen, aber er hat leider Gestern gesundheitsbedingt absagen müssen.

Daneben warst Du am Konservatorium der Stadt Wien. Als Schüler am 27. Mai 1953 um 19:30 gab es dort ein Konzert gemeinsam mit dem so oft erwähnten und irgendwie wohl auch beneideten Toni Stricker. Er hat die Musiklaufbahn eingeschlagen – du bist in der Technik geblieben, die dich – wie du in den letzten Jahren immer wieder betont hast – überhaupt nicht – eigentlich NIE interessiert hat. Ein typisches österreichisches Hätti-Wari-Schicksal!


Wobei „Hättast“ damals die Technik an den Nagel gehängt, „waratn de Ulli, I und da Max net auf da Wölt“ – und es wären wohl ganz andere Trauergäste jetzt und hier. Woher Du Harry Fechter kanntest werde ich Edith noch nachher fragen, ich glaube es hatte mit der Geige zu tun  – danke, Edith dass Du heute gekommen bist!

Ende 1958 Anfang 1959 war der legendäre Malakoffzusammenstoss 😊 mit Rosi – aus dem sehr wahrscheinlich ich als „Querschläger“ entkommen bin.

Ich weiss ich wiederhole mich zur Beerdigung von Rosi, aber 1. waren da nicht dieselben Menschen und 2. habt ihr ja wegen DIESER Torte ca. 56 Jahre miteinander verbracht) und 3. Durften fast alle diese Geschichte regelmäßig hören.

Es war übrigens kein Russe, sondern ein französischer General, der im damaligen Krimkrieg für die Eroberung von Sewastopol und des Fort Malakoff zum Duc de Malakoff ernannt wurde und dem man diese Torte widmete.


Es muss wohl 1963 gewesen sein. Kurz nach dem ich Mumps hatte war ein „Mordswirbel“ an der Gartentür des Meidlinger Schrebergartens. Ein Wirbel, an den ich mich erinnern kann. Rettung, aufgelöste Mutter. Du hattest dich mit – heute würde man sagen „zu wenig soziale Distanz“ – um mich – das sieche Kind gekümmert und dir mit Mumps eine Gehirnhautentzündung eingefangen. Dein Überleben war wieder einmal auf des Messers Schneide. Der Schaden: Ein taubes Ohr für den Rest Deines Lebens also noch ca. 56 Jahre. (… Liebe Trauergemeinde: Ihr habt heute eh nix mehr vor oder? 😊 – und wenn: is eh net wichtig 😉).

Gemeinsam mit der Übersiedlung in die Gemeindewohnung nach Floridsdorf 1964 kam auch Ulli zur Welt. Während meiner Schulzeit warst Du für mich nur an den Wochenenden in Strasshof wirklich sichtbar – du kamst meist spät nach Hause – zwangsläufig, nachdem Du wohl jeden Tag erst sehr spät ins Büro kamst. Strasshof, der Garten den dir dein Grossvater noch zu seinen Lebzeiten geschenkt hatte war die Dauerbaustelle deines – eures Lebens. Es begann mit dem zum Wochenendhaus umgebauten Hendlstall – das jetzige „mittlere“ Haus – mit der angeschlossenen „Omakammer“ in der ich Comics und tafelweise Schokolade verschlang bevor Ulli und ich uns den kleinen, nicht isolierten Dachboden im Sommer mit Gelsen und Spinnen teilen durften. In einem Winkel im Dach fand ich zum Entsetzen von Rosi die versteckte Armeepistole, die dann endgültig verschwand.

Die Abende an den Wochenenden haben wir mit Stadt-Land, Mille Miglia oder DKT bis spät in die Nacht verbracht. Dazu gab es 2-3 cm hohen Pizzakuchen oder Brote mit Lachs- und Kaviarersatz und Mayonnaise aus der Tube.

Für ein neues Haus gab es eine Art Legomodell und darauffolgend einen ECHTEN Kelleraushub an dem die ganze Familie auch Du Rudi, mit Schaufel und Scheibtruhe mitarbeitete. Fast an derselben Stelle wie das heutige „Haupthaus“. „Der Hügel“ für Melonen verschwand über die Jahre wieder in das Loch. Dieses Haus wurde auch nicht gebaut. War wohl „Nicht so wichtig“. Auch nicht? Ein anderer Keller, aus in den 30er oder 40ern, dem nie ein Haus aufgesetzt wurde, weil die Gerstners dem Nachbarn geholfen hatten aber umgekehrt nichts mehr daraus wurde, mutierte zum blitzblauen Swimmingpool – heute ein echtes Biotop mit Lurchen! Nächstes Jahr dann wohl schon Drachen!

Die Nachbarin – die im fertigen Haus Dürergasse 3 – Frau Ellinger – hatte Dir einmal einen Seitl Ribislwein zum Kosten über den Zaun gereicht, jenen Zaun über den Abends immer wieder Federbälle und Bälle geflogen sind. Jenen Zaun der damals noch Grenze war. Jener Zaun dessen Betonsockel noch immer durch den Garten verläuft. Ihn zu entfernen „war wohl nicht so wichtig“
Ex und Hopp! Weg war der Ribislwein. Es muss ein Sommertag gewesen sein – und weg warst Du – und schon wieder da – mit dem leeren Glas und einem Liegestuhl. Aufgeklappt und den Rest des Tages den Ribislwein ausgeschlafen unter dem Nussbaum.

Währen meiner Ferialpraxis im Werk Wimpassing, war ich öfter bei Traudl, Alfred und Christine in Ebreichsdorf. Du hast mich dann dort abgeholt und meisten wurde es „ein wenig“ später. (Wenn die Michaela jetzt NICHT vielsagend „Ja Ja! Ganz der Papa“ grinst würde mich das sehr überraschen!

Das euer letztes Wohnhaus überhaupt gebaut wurde ist wohl einem Zufall geschuldet. Der Alfa-Laval Baumeister muss ein sehr günstiges Angebot gelegt haben.  Ihr habt gebaut, während ich in Saudi Arabien war.

1980 war das Haus fertig und du bereits 52. Als ich zurückkam hatte ich die Gemeindewohnung in Floridsdorf für mich allein. Den Hausmeister, der direkt unter uns wohnte und mit dem ihr 16 Jahre in innigem  Clinch gelegen seid – Dissonanz hätte er, der Hausmeister wohl nicht verstanden – auch! Ulli lebte in ihrer Oberstufen- und Studienzeit mit euch in Strasshof. An die 80er habe ich wenig Erinnerung – nein nicht so wie Falco da drüben in seinem Ehrengrab! Viel gearbeitet – wenige Fotos gemacht. Da waren Grillerein im Garten – manchmal mit deinen 3 Müttern und dem Poldi. Aber vor allem mit einem aus Alfa Laval Dämpferteilen gebauten – nein gebastelten Griller, der so instabil war, dass die Hendlhaxen regelmässig in der Asche landeten. Gefolgt von einem heftigen „Jessasnaaaa – Kreixteifeeinenoami!!!“.

Ob unser Verhältnis damals Dissonant oder nur „Distanziert“ war, kann ich heute nicht mehr wirklich sagen. Aber wenn ich dich um Hilfe gefragt habe, warst Du da! Wie damals beim – nachträglich betrachtet völlig sinnlosen – Herrichten meiner Wohnung in der Schiffamtsgasse. Ein mir entglittenes Firmenfest – ich kam am Samstag erst um 5:30 nach Hause und Du kurz darauf. Du hast ganz leise zu arbeiten begonnen – danke! Trotzdem Kreixteifeeinenoamoi BITTE NET SO LAUT!!!

In dieser Zeit war Ulli während ihres Studiums das letzte Mal gemeinsam mit euch beiden auf Schiurlaub am Semmering. Eine der Angestellten hielt Dich und Ulli für ein Ehepaar. Du warst ja „nur“ 36 Jahre älter als Deine Tochter. Mit der Diskrepanz zwischen Deinem Alter und Deiner äußeren Erscheinung hast Du immer kokettiert – aber pssst nicht weitersagen: Das mach ich auch! 😉

So in der Mitte der 80er, du warst ca. 55 wurde die Alfa Laval Stalltechnik von den Schweden in Österreich zugesperrt und Du arbeitslos. Zwar mit einer Abfertigung die euch Schuldenfrei machte, aber noch 10 Jahre bis zum Pensionsantritt vor dir. Die Nerven lagen blank und zeigten sich bei Dir in einer Gürtelrose beachtlichen Ausmaßes.
Mit Notstandshilfe, Arbeitslosigkeit und Fokussierung auf deine Passion die Kammermusik hast Du auch diese Zeit vergleichweise gut überstanden. Wieviel Rosi wohl davon mit geschluckt und verdaut hat?

1992 Doc Cheatheam spielte wieder in Wien im Jazzland Trompete.

Der Garten von Frau Ellinger wurde euch zum Kauf angeboten und ihr (wohl mehr getrieben von Rosi vermute ich) habt aus einer ganz wesentlichen Motivation zugeschlagen: Keine neuen Nachbarn zu nahe an euch dran zu haben! Das von deinem Großvater, dem Koarl mitgebaute Haus – der Swimmingpoolzwillingskeller – gehört jetzt auch euch.

1995 hielt ich bei Deiner Mutter, der Minna meine erste Grabrede – weil die beim Onkel Max so schlimm war – und Du hast gesagt „Guat host as g’mocht!“.

Im Jahr darauf sind Michaela und Markus zur Familie dazugestossen. Markus als das erste Enkelkind neben den Adoptivenkelkindern Andreas und Thomas eurer Kammermusikfreunde Silvia (Cello) und Gerd (Kontrabass) – schön dass ihr euch heute die Zeit genommen habt!

2001 hat sich noch Max dazugesellt und damit Deine Metamorphose zu einem Opa abgeschlossen. Die Nullerjahre waren wieder von einem Buzzi dominiert – dem Buzzi-Max der Wochenenden und Sommerwochen bei euch verbrachte. Auch abhängig davon wie es ihr (also Rosi) gerade gesundheitlich ging. Spät aber doch habt ihr euch in Strasshof auch sozial angesiedelt Du beim Kirchenorchester, Rosi im Chor.
Oft half euch Markus im Garten und auch Michaela griff zum Rechen und lies Vater und Sohn alleine plaudern.
Zwischen Rosi und Dir wechselten die Harmonien und Dissonanzen einander ab. Rosi fuhr zu Max und Du zur Musik.

Im Oktober 2014 war SIE weg und für Dich „gar nichts mehr wichtig“ und „nichts mehr was Wert“ und „es zahlte sich auch nix mehr aus“.
Meine zweite Grabrede bei Rosi war auch nicht leichter aber Du hast es wieder mit „Guat host es g‘mocht!“ honoriert.
Ab damals warst Du der Einzige der noch da war. Keiner kümmerte sich um Dich. Ja schon die Ulli! Die Ulli war die Einzige die sich um dich gekümmert hat – mit Unterstützung von Werner.
Gerd und Silvia die Einzigen, die dich noch besuchten. Ich war der Einzige der dir bei PC und Telefonproblemen half.

Das Malen hast Du als neues Hobby entdeckt. Auch dort waren ein paar „Einzige“ – sowie auch noch einige Einzige mit Dir musiziert haben. Aber es zahlte sich ja nichts mehr aus! Vor ca. drei Jahren saß ich einen ganzen Nachmittag bei Dir um nach einem neuen Geigenkoffer im Internet zu suchen – die Preise lagen zwischen 65 und 80 Euro – ob sich das noch auszahlt? Zahlt sich doch eh nimma aus! Ich zitierte Luther: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ – Deine Antwort: „Du red’st dir leicht aber mit 90. Da ist ja niemand mehr da mit dem man … der Einzige ist der Amerikaner da aus der Siedlung– ihr wisst eh wo – bei Gänsernd… „PAPA ER HEISST STAN!“  – und ist er ist heute auch da – ah ja – „is jo net so wichtig!“.
(Anm: Stan war dann doch nicht da aus kurzfristigen gesundheitlichen Grünen)

Stan und Karl

Geigenkoffer hast Du Dir keinen mehr gekauft – es hätte sich ausgezahlt! – Dafür ich hab‘ gestern im Internet wieder nach welchen gesucht. Für wos? Um Deine teilweise unverpackten Geigen und Bögen jetzt ordnungsgemäß zu lagern – aber „ob sich das jetzt noch auszahlt 😊 ?“

Ulli machte Urlaube mit Dir und du warst auch alleine in Bad Vöslau. Du bist auch noch selbst Auto gefahren – bis 12. Dezember 2020 wie wir kürzlich erfahren haben 😉 – denn dann ging die Feuerwehr ab!
(Anm: Um das Auto aus dem Löschteich zu ziehen, den Du mit der Kreisverkehrsausfahrt verwechselt hattest … 😉 )

Auch so vor ein paar Jahren hast Du dich noch mit einem anderen Nachbarn angefreundet dem, der da drüben wohnt – da im vis-a-vis Haus in der Dürergasse – der da seit einiger Zeit jeden Freitag auf einen Kaffee zu Dir kommt. „PAPA ER HEISST MANFRED!“ Und ist auch einer von den zahlreichen Einzigen. Wären heute alle deine Einzigen hier, dann würden wir wohl wegen NICHT-Einhalten der Coronavorschriften gestraft.

Noch erwähnen möchte ich, dass Du nicht nur daheim relativ selbstständig gewohnt hast – auch Dank Ulli – sondern bis zuletzt noch den PC und das Smartphone aktiv genutzt hast. Wenn auch manchmal etwas holprig – ich zitiere im O-Ton aus eine Skype Chat vom 13. März 2021 14:03:
KARL: „kein internet !!!was kann/soll ich tun !!? Hat deine Dropoxeingabe das bewirkt?“
MICHAEL: „wo kein Internet? Am Handy oder am PC? – Wenn Du kein Internet hättest könntest Du mir keine Skype Nachricht senden!!! – Dropbox hat damit nichts zu tun!
Du sagst andauernd die Impftermine ab! – Damit verschwinden sie aus dem Kalender – Besser Du gehst im Garten spazieren!!! 😊“

Aber keine Sorge! Du warst ein ganz normaler User – die machen immer NIIIX! Bevor nachher GAR NIX MEHR funktioniert. Die Memoryerweiterung und die neue Festplatte haben Dir jedenfalls noch ermöglicht, am 10. April am Abend den Livestream der „New Blue Note Six“ aus dem Jazzland auf Youtube anzuhören und ich habe mit Dir geskyped. Am Tag darauf haben wir deinen 93er mit einer von Michaela und Max zubereiteten – ja genau: „Malakofftorte“ gemeinsam mit Markus noch nachgefeiert. Ulli besuchte Dich mit Werner am folgenden Wochenende mit einer – MALAKOFFTORTE!

Am Freitag den 23.4 pünktlich um 12:00 wie jeden Freitag hat dich Manfred besucht und nicht mehr lebend vorgefunden. Um 12:04 hat er mich angerufen. Die Sterbeurkunde deines Hausarztes dokumentiert, dein offizielles Ableben war um 13:00 – was Ulli und mich am meisten interessiert: Was hast Du Manfred in dieser Stunde noch alles erzählt? In Hut und Mantel mit Aktentasche in der Hand? Als um 13:00 die Sanitäter kamen riefst Du aus: „Jessas! Die die san scho do!“ und hast dich dann wieder hingelegt mit den Worten– na is jo net so wichtig!“

Dass Jazzbands in der Hölle spielen, halte ich für alternative Fakten! Würde Mozart heute leben, wäre er wohl auch – so wie Du – hin und wieder im Keller unter der Ruprechtskirche zu finden – und ER – der Mozart – würde sicher öfter einsteigen bei so mancher Band!

Wenn es für dich jetzt passt – ich mein „es is jo net so wichtig“ aber die nächsten wollen auch herein, dann würde ich vorschlagen wir gehen gemeinsam zur Rosi. Hoffentlich „hob I‘s wida guat g‘mocht!?“ und es passt Dir auch die Musik mit der wir uns jetzt auf Deinen letzten Weg machen …
„oba wirklich wichtig is eh nur, wos eh net so wichtig is!“

Ähhh ja und was ich noch sagen wollt‘ ….  is oba net so wichtig …  
die heutige Malakofftorte muss wegen Corona und der Wettervorhersage leider verschoben werden.

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